Bei Forschung an und für Menschen eine wertvolle Orientierungshilfe

Bei Forschung an und für Menschen eine wertvolle Orientierungshilfe

Ethikkommission der bayerischen Hochschulen (GEHBa) tagte an der OTH Regensburg.

Mai 2024

Die Gemeinsame Ethikkommission der Hochschulen Bayerns traf sich zum Austausch. © OTH Regensburg/Simone Grebler

Ethische Aspekte werden in der Forschung immer wichtiger. Mit diesen bedeutenden gesellschaftlichen Fragen beschäftigt sich die Gemeinsame Ethikkommission der Hochschulen Bayerns (GEHBa). Die Kommission beurteilt und bewertet Forschungsprojekte und verhindert, dass dabei Menschen oder Mitmenschen durch Forschung geschädigt werden, gerade wenn es um sensible Themen wie den Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) geht. Möglicherweise kann KI in Zukunft vorhersagen, ob jemand im Alter dement wird oder an Depressionen leidet – daher ist der Schutz von Menschen elementar.

Vor kurzem fand das zweite Präsenztreffen der Kommission an der OTH Regensburg statt. Unter dem Motto „Weichenstellungen“ diskutierten Mitglieder der GEHBa, Hochschulleitungen und Vertreterinnen und Vertreter aus der Forschung über zukunftsweisende Themen und Herausforderungen im Bereich der ethischen Prinzipien in der Hochschulbildung und -forschung.

Prof. Dr. Karsten Weber eröffnete die Veranstaltung, die von Prof. Dr. Oliver Steffens, Vizepräsident für Forschung der OTH Regensburg, begrüßt wurde. Prof. Dr. Steffens betonte die Bedeutung von Ethik in einer technologisch fortschreitenden Gesellschaft und nannte sensible Forschungsthemen an der OTH, wie den Einsatz von Telepräsenzrobotern in der Pflege und KI-gestützte medizinische Diagnosen.

Er nannte einige Themen an der OTH Regensburg, die eine sensible Bewertung erfordern: der Einsatz von Telepräsenzrobotern in der Pflege und zur Unterstützung von Schlaganfallpatientinnen und -patienten. KI-gestützte Diagnose von Speiseröhrenkrebs, maschinelles Lernen in der Chirurgie oder die Auswirkung von psychischem Stress auf die Muskelansteuerung. Bereits heute laufen rund 190 Promotionsvorhaben in den Laboren der OTH Regensburg, viele im Bereich Gesundheit, Künstliche Intelligenz und Sozialforschung.

Die GEHBa bewertet Forschungsprojekte und Fachpublikationen nach den Prinzipien Autonomie, Schadensvermeidung, Fürsorge und Gerechtigkeit. Dies bietet Forschenden der 15 Mitgliedshochschulen und dem HTK Bamberg wichtige Orientierung und ermöglicht die Vorlage unabhängiger Ethikvoten, die von Förderträgern verlangt werden. Die GEHBa stärkt das Vertrauen der Öffentlichkeit in die Hochschulen und deren gesellschaftliche Verantwortung.

Die Diskussionen beim Treffen umfassten normative Anforderungen an Promotionen, die Rolle der GEHBa bei der Institutionalisierung ethischer Grundsätze und die Unterstützung durch bayerische Hochschulleitungen. Das Treffen endete mit einer offenen Diskussion über zukünftige Projekte, wobei verschiedene Ideen und Vorschläge eingebracht wurden. Prof. Dr. Karsten Weber und Dr. Martin Schmieder, Organisatoren des Treffens, waren zufrieden mit dem Verlauf und den Ergebnissen. Mehr Informationen zur GEHBa gibt es unter www.gehba.de.

OTH Regensburg etabliert Forum für Austausch in der Physiotherapie

OTH Regensburg etabliert Forum für Austausch in der Physiotherapie

Mai 2024

Am 23. April 2024 fand das dritte halbjährliche Treffen des Regensburger „mit-Physio“ Netzwerks statt, das sich als ein bedeutendes Forum für den Austausch zwischen Physiotherapeutinnen und Physiotherapeuten sowie dem Labor Physiotherapie an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg (OTH) etabliert hat. Diese regelmäßigen Zusammenkünfte dienen dem Zweck, die Zusammenarbeit zu fördern und die neuesten Entwicklungen in der Physiotherapie zu diskutieren. Dieses Mal lag der Fokus auf dem Thema: Behandlungsergebnisse aus Sicht der Patientinnen und Patienten – Patient Reported Outcome Measures (PROMs).

Vortrag zu den Gütekriterien von Valentin Schedel (M.Sc.). Foto: Svenja Lausterer
Diskussion der Ergebnisse im Plenum. Foto: Svenja Lausterer

Patient Reported Outcome Measures sind Messinstrumente in Form von selbstberichteten Fragebögen, die den subjektiv wahrgenommenen Gesundheitszustand von Patientinnen und Patienten erfassen. Diese Instrumente spielen eine entscheidende Rolle bei der Bewertung von Gesundheitsergebnissen und der Vergleichbarkeit von Therapieinterventionen, da sie einen Einblick geben können, inwieweit Patientinnen und Patienten nach ihrem Empfinden von der Therapie profitieren. Johannis Mertens (M.Sc.) gab zu Beginn der Veranstaltung einen umfassenden Überblick zu PROMs und deren Entwicklung im Laufe der Zeit und erläuterte, welche Akteure im Gesundheitswesen PROMs einsetzen und zu welchem Zweck sie das tun. Zusätzlich gab es für die Teilnehmenden einige Quellen und Hilfen in Form einer „Toolbox“ an die Hand, welche im Praxisalltag dabei helfen kann, passende PROMs zu finden und auszuwählen. Im Anschluss zeigte Elke Schulze (M.Sc.) die Umsetzung, den Nutzen und die Grenzen von PROMs anhand von Praxisbeispielen auf. Sie betonte ihren individuellen Nutzen, wies jedoch auch auf Herausforderungen hin, wie den Zugang zu den Fragebögen, die Auswahl geeigneter Instrumente und die zeit- und ressourcenintensive Datenerhebung und -analyse.

Austausch unter dem Motto Förderfaktoren und Barrieren 

Nach den umfassenden Informationen hatten die Teilnehmer die Möglichkeit, sich in Kleingruppen auszutauschen und ihre Erfahrungen mit der Anwendung von PROMs zu teilen. Dabei wurden Förderfaktoren und Barrieren für die Anwendung im Alltag erarbeitet, was zu einem produktiven und interaktiven Austausch führte.

Ergebnisse des Austauschs über Förderfaktoren und Barrieren. Foto: Svenja Lausterer
Sammeln der Ergebnisse aus den Kleingruppen. Foto: Svenja Lausterer

 

Gütekriterien von PROMs

Valentin Schedel (M.Sc.) schloss mit einem statistischen Blick auf die Güte von PROMs ab. Er erläuterte dabei, neben der allseits bekannten Objektivität, Reliabilität und Validität, zusätzlich statistische Kennwerte wie den Minimal Detectable Change und empirische Kennwerte wie den Minimal Clinical Important Difference (MCID), welche für die Interpretation von Veränderungen in den PROMs von entscheidender Bedeutung sind.

Wir als Labor Physiotherapie bedanken uns bei allen Teilnehmenden für das zahlreiche Erscheinen und den produktiven Austausch. Wir hoffen, Sie/euch auch bei unserem nächsten „mit-Physio“-Netzwerktreffen wieder begrüßen zu dürfen.

Neue Publikationen

Neue Publikationen

Januar 2024

Zum Jahreswechsel freuen wir uns über zwei Publikationen, die durch das RCHST ermöglicht wurden:

Zeitschrift: „Zeitschrift für Evidenz, Fortbildung und Qualität im Gesundheitswesen“:
Titel: „Wissen und Einstellung zur Speicherung und Nutzung von Gesundheitsdaten: Ergebnisse einer Bevölkerungsbefragung“
Autor:innen: Sonja Haug*, Rainer Schnell, Georgios Raptis*, Caroline Dotter, Karsten Weber*

Zeitschrift: “Fortschritte der Neurologie · Psychiatrie”:
Titel: „Herzschrittmacher, Organ oder Gehstock? Vorher-Nachher-Befragung zur subjektiven Wahrnehmung eines Gerätes zur Tiefen Hirnstimulation“
Autor:innen: Henriette Krug, Anna Scharf, Karsten Weber*, Andrea A. Kühn, Patricia Krause, Sonja Haug*

(RCHST Laborleitende mit * markiert)

VReduMED – Virtual Reality Education and Training Solutions for Medicine Sector

VReduMED – Virtuelle Realität in der medizinischen Ausbildung

November 2023

Das Interreg CENTRAL EUROPE Projekt VReduMED, an dem das OTH Regensburg Labor Pflegeforschung mit Prof. Dr. Christa Mohr mit dem Mitarbeiter Anselm Stadler maßgeblich beteiligt ist, ist nun online mit Website und Video verfügbar.

>> Zur Projekthomepage

 

 

INTERREG CENTRAL EUROPE | Co-funded by the European Union

Interreg CENTRAL EUROPE 2021-2027

CE0100136 – VReduMED

Roboter Temi begeistert bei der Kinderuni

Roboter Temi begeistert bei der Kinderuni

August 2023

Roboter Temi begeistert bei der Kinderuni

Pflege auf neuen Wegen- Roboter Temi hilf bei Schlaganfall so der Titel der Kinderuni am 20.06.2023

Was ist ein Schlaganfall, welche Einschränkungen haben Menschen nach einem Schlaganfall und wie kann Temi da helfen? Welche Schritte beinhaltet ein Forschungsprojekt und welche Rückmeldungen haben wir von Probandinnen und Probanden?

Diese und weitere Fragen thematisierten Prof. Dr. Christa Mohr, Nina Greiner, Natalie Kudienko und Christoph Popp mit den 8 -13 jährigen Kindern. Die Zuhörerinnen und Zuhörer verfolgten interessiert die auf „Temi“ installierten Apps aus den Bereichen Logopädie, Physiotherapie und Pflege (Tagestruktur, Entspannungsübungen und Kognitives Training).

Besonders interessant war, dass bei dieser Altersgruppe Roboter und Künstliche Intelligenz ein fester Bestandteil des täglichen Lebens sind. In ihrer Vorstellung ist es völlig normal, dass Arbeiten wie Zimmer aufräumen, oder Hausaufgaben machen doch am besten von einem Roboter erledigt werden sollten.

Ein besonderes Highlight war der intensive Kontakt zu Temi. Am Ende der Veranstaltung durften alle auf die Bühne. Hier wurde der „Folgemodus von Temi“ aktiviert!

Zitat eines Vaters: „So jetzt haben Sie es, jetzt will mein Sohn auch so einen Temi zu Weihnachten!“

Bildquelle: Universität Regensburg, Julia Dragan

Zweiter Sammelband des Projekts TePUS im OpenAccess

Zweiter TePUS Sammelband verfügbar: "Digitale Technik für ambulante Pflege und Therapie II"

August 2023

Der zweite Sammelband des TePUS-Projekts ist erschienen:

Digitale Technik für ambulante Pflege und Therapie II
Impulse für die Praxis
Hrsg: Karsten Weber / Sonja Haug / Norina Lauer / Christa Mohr / Andrea Pfingsten / Georgios Raptis / Gudrun Bahr (Hg.)

Wie können Pflege und Gesundheitswesen so digitalisiert werden, dass alle davon profitieren? Dieser Frage widmen sich Expert*innen aus den Bereichen Medizin, Pflege und Therapie. Sie präsentieren Ergebnisse, die im Kontext der Veranstaltung »Digitalisierung im Gesundheitswesen – Gehen Sie mit uns in eine neue Zukunft« an der Ostbayerischen Technischen Hochschule Regensburg im Juli 2022 entstanden. Im Mittelpunkt steht dabei die Projektreihe »DeinHaus 4.0«. Daneben bespielen die Beiträge aber auch die Themen digitale Versorgungsanwendungen in Pflege und Gesundheit, Akzeptanz und Nutzung von sozio-assistiven Technologien in der Pflege sowie digitalisierte Logopädie bzw. Physiotherapie.

Sie können sich den Band als PDF kostenlos beim Verlag als Open Access herunterladen: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6727-1/digitale-technik-fuer-ambulante-pflege-und-therapie-ii/?number=978-3-8394-6727-5 .

Hanna Wüller: „Pflege und Technik: Empirische Einblicke in Care-Arbeit aus der Perspektive des Agentiellen Realismus“ als Buch und Open Access verfügbar

Hanna Wüller: „Pflege und Technik: Empirische Einblicke in Care-Arbeit aus der Perspektive des Agentiellen Realismus“ als Buch und Open Access verfügbar

August 2023

Prof. Dr. Sonja Haug, Prof. Dr. Andrea Pfingsten und Prof. Dr. Karsten Weber als Reihenherausgeber*innen der „Regensburger Beiträge zur Digitalisierung des Gesundheitswesens“ im transcript Verlag freuen sich, das erste externe Buch der Reihe zu veröffentlichen:

Hanna Wüller, „Pflege und Technik: Empirische Einblicke in Care-Arbeit aus der Perspektive des Agentiellen Realismus“

Das Buch ist als Open Access frei verfügbar: https://www.transcript-verlag.de/978-3-8376-6711-0/pflege-und-technik/?number=978-3-8394-6711-4 .

10 und 5 Jahre: RCBE und RCHST feiern Doppeljubiläum

10 und 5 Jahre: RCBE und RCHST feiern Doppeljubiläum

Juli 2023
>> OTH Regensburg Newsbeitrag
>> Newsbeitrag der Mittelbayerischen Zeitung

Prof. Dr. Lars Krenkel, Direktor des RCBE, und Prof. Dr. Karsten Weber (von links), einer der Direktoren des RCHST, stellten anlässlich des Doppeljubiläums die Erfolge von RCBE und RCHST vor. Foto: Uwe Moosburger, altrofoto.de

Sie sind Innovationsmotoren für die Gesundheitsbranche in der Region: Die an der OTH Regensburg angesiedelten Forschungscenter Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE) und Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST) feierten mit einer Tagung ihr 10- bzw. 5-jähriges Bestehen.

Die Gesundheitsbranche entwickelt wachsende Bedeutung für den Wirtschaftsstandort Regensburg. Die Cluster-Initiative Healthcare Regensburg hat in Stadt und Landkreis rund 22.000 Beschäftigte in mehr als 50 Unternehmen, fünf Kliniken sowie an OTH und Universität Regensburg gezählt. Die beiden Hochschulen bilden einen Innovationsmotor für die Branche. Das Regensburg Center of Biomedical Engineering (RCBE) und das Regensburg Center of Health Sciences and Technology (RCHST), zwei an der OTH Regensburg angesiedelte fachübergreifende Forschungseinrichtungen, treiben ihn maßgeblich mit an. Sie feiern dieses Jahr ein Doppeljubiläum. Das RCBE wird zehn Jahre alt, das RCHST feiert fünften Geburtstag. Zu diesem Anlass veranstaltete die OTH Regensburg eine Tagung.

Vizepräsidentin Prof. Dr. Klaudia Winkler begrüßt die Teilnehmenden und erläutert die Besonderheiten der beiden RCs. Foto: altrofoto.de

„Besonders am RCBE ist, dass OTH Regensburg und Universität Regensburg hochschultypübergreifend in einer gemeinsamen Forschungseinrichtung zusammenarbeiten“, sagte OTH-Vizepräsidentin Prof. Dr. Klaudia Winkler. Das RCBE bündelt die biomedizinische Kompetenz der Universität mit der ingenieurwissenschaftlichen und medizininformatischen Kompetenz der OTH Regensburg. „Im Gründungsjahr 2012 dürfte dieses Brückenprojekt, gemeinsam von einer Hochschule und einer Universität betrieben, einmalig in Deutschland gewesen sein“, so die Vizepräsidentin. Die Bandbreite der Arbeit reicht am RCBE von Grundlagenforschung bis zur Entwicklung konkreter Produkte. Seitens der OTH Regensburg sind acht Professorinnen und Professoren aus den Fakultäten Maschinenbau sowie Informatik und Mathematik mit ihren Forschungslaboren am Center beteiligt. Seitens der Universität ist die Fakultät für Medizin Teil des Verbunds.

Dank der Zusammenarbeit sind Patienten schneller wieder mobil

Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka (Mitte) betonte den unmittelbaren Nutzen der Forschungsergebnisse aus dem RCBE für seine orthopädische Klinik. Foto: Uwe Moosburger, altrofoto.de

Prof. Dr. Dr. Joachim Grifka, Direktor der Orthopädischen Klinik für die Universität Regensburg am Asklepios Klinikum Bad Abbach sowie stellvertretender Direktor des RCBE, sieht die Arbeit in diesem Forschungsverbund als Erfolgsfaktor für seine Klinik. „Behandlungszeiten verkürzen und die Menschen nach einer OP schneller wieder mobilisieren – das gelingt nur durch unsere gemeinsame Arbeit mit den Ingenieuren im RCBE“, betonte der Orthopäde. Dass er heute, als erster in Deutschland, in der Lage sei Hüft- und Knieprothesen ambulant zu operieren, verdanke er auch der Forschungszusammenarbeit mit der OTH Regensburg in der Bewegungsanalyse, so Prof. Grifka.

Eine erste Kooperation zwischen der OTH Regensburg und dem Uniklinikum gab es bereits Anfang der 2000er Jahre. Prof. Dr. Joachim Hammer, Leiter des Labors für Werkstoffprüfung und Metallographie, arbeitete mit Prof. Dr. Michael Nerlich von der Unfallchirurgie am Klinikum zusammen an innovativen Methoden. Daraus erwuchs der Wunsch, diesem Erfolgsmodell eine Struktur zu geben. Die Scheubeck-Jansen Stiftung sah in der Kooperation ebenfalls große Chancen. Sie bot an, eine Stiftungsprofessur und eine Mitarbeiter*innenstelle für fünf Jahre zu finanzieren, die Hochschule verpflichtete sich, diese Stelle zu verstetigen. Der damalige OTH-Präsident Prof. Dr. Josef Eckstein und der Rektor der Universität Regensburg, Prof. Dr. Thomas Strothotte, erarbeiteten einen Kooperationsvertrag, der im Februar 2012 zur Gründung des RCBE führte.

Thema Gesundheit im Fokus der OTH Regensburg

Prof. Ecksteins Nachfolger als OTH-Präsident, Prof. Dr. Wolfgang Baier, setzte weiter auf das Thema Gesundheit als Entwicklungschance für die OTH Regensburg. In den Folgejahren baute die Hochschule weitere Gesundheitsstudiengänge auf. Es entstanden die akademisierten Gesundheitswissenschaften mit Pflege, Physiotherapie und Logopädie, deren weitere Professionalisierung ohne Forschung nicht denkbar ist.

2017 gründete die OTH Regensburg das RCHST mit elf Mitgliedslaboren. Es bündelt alle Aktivitäten und Kompetenzen aus Medizintechnik und Medizinischer Informatik sowie aus den Sozial- und Gesundheitswissenschaften, ergänzt durch Technikfolgenabschätzung und Ethik. Durch seine interdisziplinäre Ausrichtung ist das RCHST in der Lage, komplexe Forschungsfragestellungen zu beantworten. Die beteiligten Professorinnen und Professoren bringen von grundlagen- bis anwendungsorientierten Projekten viele Aspekte in die Arbeit des Centers ein.

Jubiläumsveranstaltung 10 Jahre Zentrum für Medizintechnik (RCBE) und 5 Jahre Zentrum für Medizininformatik (RCHST) Ostbayerische Technische Hochschule OTH Regensburg Galgenbergstraße Regensburg Foto: altrofoto.de

Als Erfolgsgeschichte nannte Prof. Dr. phil. habil. Karsten Weber, einer der Direktoren des RCHST, das Projekt DeinHaus 4.0 Oberpfalz – TePUS. Beteiligt daran sind sechs Mitgliedslabore des Centers. „Wir erproben einen Assistenzroboter, der Schlaganfall-Patienten nach dem Klinikaufenthalt zuhause bei der Reha und bei Alltagsaufgaben unterstützt“, erklärte Prof. Weber. Die Ergebnisse werden im Herbst vorgestellt. „Doch so viel kann ich sagen: Die Patienten kommen mit dem Roboter sehr gut zurecht“, sagte der Wissenschaftler. „Für die Pflegewissenschaft ist das RCHST ein Glücksfall“, sagte Prof. Dr. Annette Meussling-Sentpali, Professorin für den Fachbereich. Pflege als akademisches Studienfach gebe es erst seit wenigen Jahren und auch die Pflegewissenschaft ist in Deutschland eine junge Disziplin. „Im Center können wir uns gleichberechtigt mit den Ingenieurswissenschaften einbringen und das Forschungspotential voll ausnutzen“, so die Professorin.

Jährlich arbeiten zahlreiche Studierende aus den fachlich zugrundeliegenden Studiengängen an Bachelor- und Masterarbeiten in den Mitgliedslaboren beider Center. Viele davon entstehen in Kooperation mit Kliniken und Abteilungen der medizinischen Fakultät oder anderen medizinischen Einrichtungen, einige auch mit einschlägigen Unternehmen. Schon früh starteten im RCBE kooperative Promotionen, die an topaktuellen Themen forschten und forschen. Wegbereitend hierfür war 2016 die Einführung des Dr. sc. hum. an der medizinischen Fakultät der Universität Regensburg. Diese Promotion in Humanwissenschaften richtet sich an Absolventinnen und Absolventen aus Studienfächern mit einem Bezug zur Medizin. Der Doktorgrad steht damit fachlich passenden Promovierenden sowohl aus dem RCBE, als auch dem RCHST offen.

Den Nachwuchs und die Forschung fördern

Begleitend zur Jubiläumsveranstaltung haben die Labore des RCBE und RCHST ihre Forschungsergebnisse präsentiert. Das Labor für Biomechanik erfasst mit Hilfe von Kameras Bewegungsabläufe. Sie werden zu Körpermodellen umgerechnet, an denen sich zum Beispiel Genesungsfortschritte bei Reha-Maßnahmen sichtbar machen lassen. Foto: Uwe Moosburger, altrofoto.de

Die OTH hat für die Gründung und den Betrieb der Center nicht unerhebliche Fördermittel der Bayerischen Staatsregierung eingeworben. Mit den Geldern haben alle beteiligten Labore Infrastrukturen für die Ausbildung wissenschaftlichen Nachwuchses und für die Forschung aufgebaut. Dadurch sind sie in der Lage, durch Anschubfinanzierungen die Erfolgschancen bei der Einwerbung von Drittmitteln für innovative Forschungsprojekte deutlich zu erhöhen. Wichtige Drittmittelquellen sind unter anderem die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF), die Bayerische Forschungsstiftung sowie verschiedene weitere Landes- und Bundesministerien.

Prof. Dr. Georgis Raptis (2. v.l.): “Wir wollen noch mehr interdisziplinäre Projekte…Gebt uns Arbeit, wir haben Lust dazu”. Foto: altrofoto.de

Das RCBE und das RCHST wirken damit als wichtige Katalysatoren und Lösungsanbieter für innovative und interdisziplinäre Forschung und Entwicklung in Regensburg. „Mein Wunsch wären noch mehr interdisziplinäre Projekte“, sagte Prof. Dr. Georgios Raptis, Stellvertretender Direktor des RCBE und Leiter des Labors für eHealth an der OTH Regensburg. „Wir haben die Voraussetzungen geschaffen, aber es müssen auch entsprechende Projekte ausgeschrieben und gefördert werden. Gebt uns Arbeit, wir haben Lust dazu“, lud er ein. Prof. Dr. Sebastian Dendorfer vom Labor für Biomechanik, Direktor des RCHST, sieht zusätzliches Potenzial in der Lehre. „Die Studierenden von Pflege oder Physiotherapie kommen bislang nicht in Kontakt mit den Ingenieurswissenschaften und umgekehrt. Lassen Sie uns diesen Austausch schon früh starten“, regte Prof. Dendorfer an.

Neben den beiden gesundheitswissenschaftlich ausgerichteten Centern besetzt die OTH Regensburg mit zwei weiteren Regensburg Centern bedeutende Zukunftsfelder. Das Regensburg Center for Artificial Intelligence, RCAI, bündelt die Forschungskompetenz der Hochschule bei Künstlicher Intelligenz. Das Regensburg Center of Energy and Resources, RCER, versteht sich als Drehscheibe für interdisziplinäre Energieforschung.

Sammelband „Künstliche Intelligenz und Gesundheit“ als Buch und Open Access verfügbar

Sammelband „Künstliche Intelligenz und Gesundheit“ als Buch und Open Access verfügbar

Juni 2022

Das RCHST war 2017 im Programm zur Förderung der angewandten Forschung und Entwicklung an Hochschulen für angewandte Wissenschaften Fachhochschulen Programmsäule „Forschungsschwerpunkte zum Ausbau von Forschungsstrukturen“ erfolgreich, die Fördermittel trugen zur Weiterentwicklung des RCHST von 2018 bis zum Projektende (Ende 2021) bei.

Eines von drei Arbeitspaketen was ein interdisziplinäres Projekt, das sich mit dem Thema “Künstliche Intelligenz zur Auswertung medizinischer Bilddaten am Beispiel der Früherkennung von Speiseröhrenkrebs – Algorithmische Herausforderungen und medizinethische Konsequenzen” beschäftigte. Beteiligt an der OTH Regensburg waren Prof. Dr. Christoph Palm (med. Bildverarbeitung), Prof. Dr. Karsten Weber (Technikfolgenabschätzung und angewandte Ethik), Prof. Dr. Sonja Haug (Empirische Sozialforschung, Soziologie), mit den externen Kooperationspartnern Prof. Dr. Helmut Messmann (Universitätsklinikum Augsburg) und PD Dr. Thomas Wittenberg (Fraunhofer IIS Erlangen).

Aus diesem Arbeitspaket ist unter Leitung von Prof. Dr. Karsten Weber der Sammelband „Künstliche Intelligenz und Gesundheit“ nun sowohl als gedrucktes Buch als auch als Open Access-PDF-Dokument (externer Link zum Verlag) erschienen und verfügbar.

 

Innovationstag Healthcare: Assistive Systeme

Innovationstag Healthcare

April 2022

Damit Menschen mit Handicap in ihrer gewohnten Umgebung möglichst selbstständig leben können und Personal im Gesundheitswesen, sei es in der Pflege, Ärzt*innen oder allen anderen Beschäftigten in Versorgungseinrichtungen, entlastet werden aber auch, damit Patient*innen bei Therapie und Rehabilitation unterstützt werden können, nehmen sowohl die Digitalisierung im Allgemeinen als auch die künstliche Intelligenz im Besonderen eine zentrale Schlüsselfunktion ein, weshalb technische Innovationen unter anderem oft als Hoffnungsträger und universelle Problemlöser in der Gesundheitsversorgung gelten.

Hierzu hielten im Rahmen des Innovationstages Healthcare: Assistive Systeme Prof. Dr. Karsten Weber einen einen Vortrag zu dem Thema “Digitale Technik für die Pflege im Härtetest:  Telepräsenzroboter für ambulant versorgte  Schlaganfallpatient*innen und auch Prof. Dr. Christoph Palm einen über das an der Ostbayerischen Technischen Hochschule (OTH) Regensburg durchgeführte Forschungsprojekt “DeepMIC – Deep Learning basierte Endoskopnachführung

Weitere Informationen finden Sie hier.